Dienstag, 24. Juli 2012

Klarer Fall von Realitätsverlust

Ich bin auf 180. Und das ist wirklich selten, dass man mich wütend macht.
Okeeee, das kann sicher auch daran liegen, dass ich vieles erstmal runterschlucke, für mich behalte und mit mir ausmachen möchte (was bei zwischenmenschlichen Beziehungen, an denen mindestens zwei Personen beteiligt sind, verhältnismäßig uneffektiv ist), was wiederum darin begründet sein kann, dass ich so lange versuche, die Harmonie zu halten, bis es dann auch mir zu blöd ist.

Ausgangspunkt: Meine Mitbewohnerin. Und ihr Freund J.. Nunmehr Ex. Oder ihr Ich-brauch-ne-Pause-aber-ich-will-noch-alles-Positive-abgreifen-Lover. Oder ihr...ach was weiß denn ich.
Vor 3 Wochen trennte sie sich von ihm. Was von nun an bedeutete, dass sie kaum zuhause war (ihre WG-Pflichten, die sie eh nicht so ernst nahm, nun gänzlich ignorierte), oder J. Sturm klingelte, mich über FB anschrieb, und jeden Tag aus 200 km Entfernung zu uns kam, vor der Tür stand und reden wollte. Darüber hinaus fanden sich bei ihr unzählbar viele rote Rosen, ein Gutschein für Piercings (gegen die er eigentlich immer war), seitdem die beiden getrennt sind, gehen die ständig essen, er macht offenbar auf Arbeit blau, fährt einfach so zu ihrer Mutter, weil er weiß, dass sie an dem Wochenende Geburtstag hat, kauft Sachen für die Katzen (tiiiief durchatmen, Biggi, tiiiiiiief, und jetzt weiteratmen. Ja, genau!), nächtigt vor unserer Haustür.

Heute nun der Super-Gau. Nachdem ich gestern von C. erfahren hatte, dass J. noch immer über einen Wohnungsschlüssel verfügt, habe ich so in allgemeiner Weisheit, die ich mir als 26jährigen und Beziehungserprobten durchaus zusprechen kann, irgendwas von Konsequentsein gefaselt und in dem Zusammenhang erwähnt, dass man dem frischen Ex-Partner als erstes ja wohl mal den Schlüssel zur Wohnung abnimmt. Fadammt!

Heute. Ich stehe halbnackt in der Wohnung, trällere fein zu "Of monsters and men" mit (der Titel ist zynisch), erfreue mich des Lebens, dass ich mich gleich mit Fatja und Shila treffe und mich außerdem darum kümmern kann, dass morgen mein Ersatzteil wieder eingesetzt wird (mein Piercing....), als die Wohnungstür aufgeschlossen wird. Ich werfe mir schnell was über, denke mir, C. ist aber früh dran, als plötzlich J. durch meine Tür lukt, nachdem er alle anderen Zimmertüren geöffnet und reingelinst hat. Ich gucke ihn einigermaßen entgleist an, er stammelt nur ein "Ich wollt mal gucken" (???), ich mach die Tür wieder zu und atme durch. Hin- und hergerissen zwischen Ich werd jetzt zur Furie und schmeiß ihn raus und Das is Cs. Ding schreibe ich ihr.
Ihre Antwort "Lass ihn. Ich red mit ihm."
Meine Antwort "Nimm ihm den Schlüssel ab. Wenn ihr getrennt seid, will ich ihn nicht in meiner Wohnung. Bei allem Verständnis für Deine Situation: Ich will das nicht." -
Ich verkrümel mich ins Bad und versuche, meiner Wut irgendwie Luft zu verleihen, denke mir, vielleicht sollte ich ihn doch rausschmeißen, oder ich hol die Polizei ... nehme ich ganz schnell Reißaus und habe mich von dem Schreck echt lange nicht erholt.
Beim netten Plausch mit Crazy beim Piercer komme ich so langsam wieder zu mir und Fatja und Shila bestätigen mich schließlich darin, dass ich unbedingt zu J. irgendwas sagen sollte. Dass das auch meine Wohnung ist und solange das der Fall ist, kann er da nicht einfach auftauchen.
Gerade den genialen Macadamia-Shake ausgeschlürft, als ich bei einem Blick auf mein Handy (nicht immer gut für's Herz und den allgemeinen Gemütszustand, dass man so immer erreichbar ist) sehe, dass mir J. geschrieben hat. Ich solle ihn anrufen. Die beiden hätten sich ausgesperrt [...], wo ich bin, sie seien im Piercingstudio [Aha???]. Da das eh auf meinem Heimweg liegt, als hin da und: Viele lustige Leute, die sich piercen lassen, nur nirgendwo das Meine-Mitbewohnerin-soll-unbedingt-die-volle-Dröhnung-unseres-Beziehungstheaters-mitkriegen - Paar. Ich rufe also an, krieg die Info, sie seien vor unserem Haus. Grrrr. Als ich das dann erreichte, waren sie da auch nicht. Mama Biggi informiert dann schließlich via SMS, dass sie dann jetzt heeme sei, und ihre beiden Kinderchens gern klingeln könnten.
Kurze Zeit später klingelts, ich merke, wie mein Blut kocht, als die beiden reingetrabt kommen und J. mit einem Paket für mich in der Hand. Der hat doch echt die Dreistigkeit, ein Paket anzunehmen, während er sich in einer fremden Wohnung aufhält???! Und dann kommt der in mein Zimmer getrabt, ganz unschuldig, mit einem Gesicht, das sagt "War nett von mir, oder?". Auf Cs. Frage, ob das das für die Katzen sei, kann ich nur noch im Ton sehr unkontrolliert antworten, und dann fasse ich mir ein Herz: J. währenddessen brav im Zimmer so versteckt, dass er die sonst so nette Mitbewohnerin nicht wütend sieht. So nach dem
Motto, wenn sie mich nicht sieht, kann sie mich auch gar nicht meinen.
"Hey Ihr", sag ich, "das geht so nicht. Wenn Ihr getrennt seid, will ich nicht, dass J. einfach so in meiner Wohnung steht. Mir ist das egal, wie Ihr das mit dem Schlüssel klärt, aber ich will das nicht. Es kann nicht sein, dass Dein Ex auf einmal in meiner Wohnung auftaucht, ohne dass ich was weiß."
C. "Jaja, wir machen das schon."

Na, ich bin gespannt.

Ey, na klar, bei meiner ersten Trennung war ich auch mehr damit beschäftigt, meinen frisch getauften Ex-Partner zu trösten, als meinen ursprünglichem Vorhaben Taten folgen zu lassen. Ich bin zweimal zu ihm an die Ostsee gefahren, um mit ihm Schluss zu machen, und jedes Mal bin ich unverrichteter Dinge wieder abgehauen. Dafür habe ich in den Tagen genau die Menge an Tränen geweint, die die Ostsee so salzig gemacht haben, wie sie jetzt ist .... In der Zeit, als Trennung zur Debatte stand, hat er mich mit Geschenken und Versprechungen überhäuft, wollte eine absolute Kehrtwendung machen, weg von den bisherigen Prinzipien, hin zu absoluter Aufopferung. Aber wenn ich sage, Junge, ist Schluss, nehm ich ihm den Schlüssel ab, verbiete ihm, zum 100sten Mal in meiner Wohnung / auf Arbeit / bei meinen Eltern aufzutauchen, und, vor allem, nehme ich keine Geschenke von ihm an! Dann schieb ich ihn samt Piercinggutschein wieder aus meiner Wohnung heraus, egal, wie sehr ich die Piercings eigentlich will, und gehe nicht mit ihm (wie heute geschehen!) in eben dieses Studio und lass mir sein Geschenk in Ohr, Nase und was weiß ich nicht wo stechen!

Wenn ich meiner Oma früher zum wiederholten Male mitgeteilt habe, dass es den Maximilian / Marcus oder Benjamin nicht mehr in meinem Leben gibt, schaute sie mich immer ganz entsetzt an mit den Worten "Die jungen Leute machen immer viel zu früh Schluss. Die geben immer viel zu schnell auf und gehen zum nächsten.". Mag sein, Oma, dass Du das so siehst. Aber was ich daran so wichtig finde, ist die Konsequenz. Wenn ich spüre, dass ich den nicht mehr liebe, halte ich ihn nicht hin, lass mich nicht beschenken und entfache damit immer wieder auf's Neue seine Hoffnungen. Schluss ist Schluss. Unsereiner, also die Leute meiner Generation [XD] mit mehr Erfahrungen aus der Reihe "Trennungen, Liebe, Beziehungen und andere Katastrophen" (ok, war jetzt so kreativ nicht), leiden zwar auch, aber die Welt geht nicht unter. Und vor allem: Zieht man einfach seine Mitbewohner da nicht mit rein! Fadammt!

Montag, 23. Juli 2012

Leerstellen

oder: Warum Bärbel schnurrt, wenn ich ihr Axel Bosse vorsinge.

Die letzte Woche brachte folgende Erkenntnis mit sich: Kindergeburtstag kann ich besser als Nachkriegsgeschichte.

Am letzten Donnerstag also besagte Prüfung in "Asymmetrisch verflochtener Nachkriegsgeschichte" (Igitt). Die Zeit bis zum vermeintlichen Höhepunkt meiner akademische Karriere verbrachte ich in Js. Wohnung, in meiner tummelten sich dicke Männer und schütteten Krümelkram in den Flur. Ich lenkte mich mit Lockenwickler-in-die-Haare-drehen und Fingernägel-lackieren ab, und führte im Hintergrund ein- und denselben Monolog in Dauerschleife: "Ich könnte ja noch ein bisschen lernen, ich hab ja noch Zeit und die Unterlagen sind ja auch direkt neben mir, aber ich bin viel zu unkonzentriert, ich bin viel zu aufgeregt, ich dreh die Lockenwickler auf die Finger und schmier den roten Nagellack auf die Ha... Aber ich könnte ja noch mal reinschauen in die Unterlagen..."

Und eh ich mich's versah, saß ich dem PD B. gegenüber und der eröffnete die Prüfung mit einem Dauergrinsen und unbändiger Freude ob der Tatsache, dass ich nun in einem eher germanistischen Thema geprüft werden solle, Peter Huchel und die Zeitschrift Sinn und Form. Der Protokolleur (Protokollant. So viel zu meinem Germanistik-Potenzial) Prof. Dr. Geee(punkt) setzte denn auch gleich ein mit einem biografischen Schwenk in sein eigenes Studienleben und dass er ja persönlich mit meinem Prüfungsthema verbunden sei ... und ... eigentlich ist ja dieser persönliche Bezug sehr wichtig, aber sollte es da nicht eher um mich gehen? Was der ganze Kram mit mir zu tun hatte, war klar: Bitte ganz schnell hinter mich bringen und nicht zu blamabel, und bauen Se ma nich so 'nen Druck auf von wegen persönliche Leidenschaft Huchel. Pluspunkte hat's mir nicht gebracht. 

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Erster Teil: Allgemeines. Was ist Kalter Krieg. Ich dachte, dass ich das weiß. Und da ich so diffus in Erinnerung hatte, dass es in der Vorlesung bzw. im Seminar um die Nachkriegsgeschichte Deutschlands gehen sollte (Warum also in der Prüfung dann nicht auch?), war ich einigermaßen überrascht, als der Prüfer Antworten aus höheren Sphären, tieferen Kontexten und globalen Zusammenhängen hören wollte. Nachdem ich relativ schnell merkte, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, ruderte und schließlich gestikulierte (die Begriffe "Trennung" und "Einheit" lassen sich ganz wunderbar mit Händen und Füßen darstellen), lautete die neue Strategie: Assoziieren. Ich erzählte ihm alles, was ich dazu wusste, zitierte Autoren und verwies immer wieder darauf, dass ich seine Literaturhinweise in der Vorlesung ganz genau gelesen hatte. Den Mann beeindruckte das nicht im geringsten. Er kam immer wieder darauf zurück, dass er auf diese eine Frage eine Antwort noch nicht gehört hatte, und leider war in meinem Gestammel nirgendwo die Wortkombination zu finden, die er in seiner inneren "Was ich als richtig gelten lasse"-Liste notiert hatte und bedauerlicherweise nicht abhaken konnte. Das sind dann wohl die Leerstellen, von denen er in der Auswertung am Ende der Prüfung immer wieder sprach. Irgendwann sagte ich dann, dass ich auf dem Schlauch stehen würde (dass mir die verschiedenen Definitionen von "Kalter Krieg" völlig fremd waren und ich mir ziemlich sicher bin, das bei ihm nie behandelt zu haben, habe ich meiner Taktik entsprechend nicht erwähnt. Genauso wie den Fakt, dass ich auf die Frage, was die gesamtdeutsche Bedeutung der Zeitschrift Sinn und Form sei, alle 3 Worte "Einheit", "Sprache und Kultur als Einheit" einflocht; meiner Eloquenz war's nicht zuträglich, aber ich hatte die Hoffnung, dass das meine Antwort der Lösung näher brachte. In der Auswertung bemängelte B., den Tränen nahe, dass ich nirgendwo von der "geistigen Einheit" gesprochen hatte.)


Der Inquisition gleich wurde ich kurz vor die Tür geschickt, nach einer gefühlten Ewigkeit wieder hereingebeten und sah auf dem Protokoll kopfüber "27". (27? Punkte? Von was? Von 100? ... Eijeijei!) Mit bedeutungsschwerer Stimme verkündete mir B. die Note 2,7 und sprach - mit Leidensmiene - von vielen Leerstellen. Während dieser 5,75 Minuten Auswertung beschlich mich das Gefühl, meinen Dozenten trösten zu müssen. Er schien enttäuschter als ich und legte mir, diskret, eine Wiederholung ans Herz. Das lehnte ich aber - mit unverhohlen gezeigter Abscheu - entschieden ab.

Denn meine neue berufliche, und wesentlich vielversprechendere, Perspektive offerierte sich mir gestern.

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Hamburger Abendblatt, 28.04.2009
Kindergeburtstag.

Motto: Pippi-Langstrumpf-Party
Setting: 8 Kinder. Davon 1 Junge.
S., Marthas Mutter, hatte schon Wochen vorher mit mir Ideen via Mail ausgetauscht und ich kam mir dabei so unglaublich wichtig und mit pädagogisch-kreativem Potenzial ausgestattet vor. Wer mich kennt, weiß, dass ich Kinder immer nur in Dosen (Hah! Böse ...) ertragen kann und regelmäßig zynisch frage, ob denn das Balg, das in der Straßenbahn so rumhümpft, dass die ganze Bahn bebt, nun wirklich das Glück dieser Erde sein soll. Das Ergebnis nach dem gestrigen Kinderevent ist dennoch nahezu das Gleiche: Nach 4 Stunden Dauerbespaßung war ich so fertig, dass das eine Glas Sekt die Wirkung einer ganzen Flasche erfüllte. Permanentes: "Ich will jetzt nicht malen. Ich will mit Pinsel malen. Ich muss mal - wischt Du mir den Po ab? Ich mag die Schokolade nicht. Ich will nicht trinken. Biggi, sag Klara, dass sie nicht in mein Haus darf! Aaaaaaaah. Maya hat mich gehauen! Und Du willst wirklich nicht mitspielen? Möchtest Du ein Eis? Möchtest Du, dass ich mit Dir dort hinten Fußball spiele? Wie jetzt, Dein Piratenkostüm? Wo soll ich denn Dein Piratenkostüm herkriegen? Die Lilly, die hat Angst, die fährt wieder heim; letztes Jahr hatte sie 'ne aufgeschnittene Lippe nach Marthas Geburtstag."
Angefangen hatte alles mit: Die Kinder versammeln sich um Biggi und Biggi liest eine Geschichte vor. Resi saß in meinem Schoß, rechts von mir Klara, die mir nicht zuhörte, mich dafür aber mit ihren rehbraunen Auge gebannt anstarrte, links von mir Oda (was ein Name! Aber der Vater war hübsch und offensichtlicher Anhänger der Goth-Szene), die immer an meiner Strumpfhose zog, weil sie so eine Angst hatte vor den Gespenstern in der Geschichte.

Gegen 19 Uhr legte dann C., Marthas Papa und wirklicher Grill-Profi, mit dem Grillen los und Marthas Mutter meinte, ich hätte mir einen Sekt verdient. Und dann noch eins. Marthas Oma wurde immer aufgeweckter und erzählte mit mir, später fand ich mich in den Armen von Marek (Mark?) wieder für ein Gruppenfoto, und immer wieder kamen neue Leute in losen Abständen hinzu, denen ich entweder erklären musste, wer ich bin, oder die mich sofort mit den Worten "Ach, Sie sind die legendäre Babysitterin?" einzuordnen wussten. Als Marthas Oma dann auch noch mit einem Bier für mich wieder ankam, merkte ich, dass ich mit einer leichten Tendenz zum Betrunkenwerden sinnvollerweise den Heimweg antreten sollte, bevor das Kindermädchen (hat doch sicher auch irgendeine Vorbildfunktion, oder?) mit dem Lallen anfängt, als sich Armin vor mir aufbaute und fragte, ob man mich buchen könne. (Mich buchen? ... Wofür?) Klara hätte im September Geburtstag und offenbar kann ich gut mit kleinen Rackern, und damit ich nicht all zu viel Anstrengung ausgesetzt bin, bleibt zumindest die Anzahl der .... süßen, drolligen, pflegeleichten und anspruchslosen ... [äh.] Kids die gleiche: 8.

Dienstag, 17. Juli 2012

Der dicke Mann

1. Ich bin heute morgen jäh von
a) Bärbel in meiner Achselhöhle
b) Philipp Poisels "Zünde alle Feuer" oder
c) einem dicken Mann geweckt worden.

Es ist ... c. Richtig!

2. Der besagte dicke Mann ist der Handwerker, nennen wir ihn Waldemar (zumindest sieht er aus wie einer), der vor 1 Monat, lasziv an den Türrahmen gelehnt, verkündete, dass die kleinen Püppis mit dem Wasserschaden ordentlich Ärger an der Backe haben würden. Weil: Das Bad müsse auch raus! (Das Bad bleibt drin!, verkündete der Hausverwalter neulich.)
Der besagte dicke Mann klingelte heute ab um 8 Sturm, und nachdem ich ihn erfolgreich ignoriert habe, klingelte mein Handy. Er hatte mit aller Macht genuschelt und sich wirklich Mühe gegeben, dass ich ihn nicht verstehe.
Er: "Mmwaß mahn S'dische Mwosche?"
Ich: [????]
Er: "Mweil m'müssn n'Ihre Wohng. S'borgätt falehn!"
Ich: [....] "Achso, Sie wollen das Parkett verlegen! Ja, also bei mir ginge heute oder morgen."
Er: "Mer kom'n Donastach."
Ich: "Das ist scheiße. Da hab ich Prüfung. Da will ich keine Handwerker im Haus haben."
Er: "Mer sin au gan leis! Ham nur nen Hamma un n Schrauba!"
Ich: "Nee, geht nicht. Heut oder morgen oder nächste Woche."
Er: "Mer kom'n Donastach. Geht nich anners. Biß Donnastach!"
Ich: "Grr. Warum fragen Sie mich dann erst, wann ich diese Woche Zeit habe? - Wann kommen Sie?"
Er: "Mer kom'n so um Siehm!"
Ich: [Um Sieb...?]

Besagter dicker Mann befand sich eine Etage tiefer und verlegte dort bereits, lautstark, Parkett in der Nachbarswohnung. Als ich an ihm vorbei zum Müll bin, starrte er mich an, mein "Hallo" schien er nicht zu hören (war wahrscheinlich zu laut ...) und als ich mit der Post wieder zurückkam, sagte er, mit nem Blick zu mir, zu seinem Kollegen:"Gugge mal, die Kleene is ooch endlich wach!"

3. Meine Haare sind jetzt endlich schön. Weg das grünbraunschwarzrot-Gemisch. Dank des Silberblaushampoos (Ich weiß nicht, wie das heißt, aber es ist genial!) von C. schimmert es im Bad-, Büro- oder Sonnenlicht ganz wunderbar. Danke, Wella! [...]

4. Mein Piercing ist weg. Nachdem ich mir 2 Tage zuvor einen Schlagabtausch mit den Eltern eines Freundes liefern musste, wie gefährlich Metall im Körper sei (dass in Tattoofarbe Industriemüll drin steckt, wie Fatja neulich berichtete, wollten sie nicht hören), hing mein Piercing, wohl aus Protest, nur noch an einem Hautfetzen und selbst As. und Ns. beherzter Versuch, ihn wieder reinzustecken (Ich glaube, "reinstecken" weckt merkwürdige Assoziationen ...) - also: reinzu...tun, brachte nix. Also ab zum Piercer. Ich habe jetzt nen chicen roten Krater unterm Auge, der gut verheilt und in 2-3 Wochen soll ich mich da nochmal blicken lassen. Er fehlt mir, der kleine.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Strandkorb

Bibi
Ich wollte über Angst schreiben. Über meine Angst vor der Prüfung. Wobei ich, genau betrachtet, gar keine Angst vor der Prüfung habe. Präziser ist es die Angst vor dem Versagen. Und noch sehr viel präziser und dabei des Pudels Kern treffend, ist es die Angst, meinen eigenen Maßstäben nicht gerecht zu werden. Und diese wiederum umfassen ein diffuses Alles. (Bärbel, unter der Bettdecke und unter meinem Po, beißt mir, während ich diesen Satz schreibe, in eben diesen. Das ist wohl ihre Art, mir zu verstehen zu geben, was sie von meinem inneren Feind hält.) Selbst zur Arbeit nehme ich irgendeinen Hefter oder Buch mit, das zumindest mein schlechtes Gewissen beruhigt. Das ist dann aber auch schon alles. Je mehr ich lerne, umso weniger kann ich mich loben für das bereits Geschaffte; im Gegenteil wird dieses "Das musst Du Dir nochmal angucken. - Das hast Du noch nicht genug gemacht. - Und was ist, wenn er nach Adenauers Taufpaten fragt?" lauter, je mehr ich gelernt habe.
Aber ich wollte ja gar nicht darüber schreiben.

*
Die Reaktionen von außen ob meiner verwirrten Erscheinung (Ich vergesse meine Arbeitsunterlagen und gebe falsche Auskünfte; zur Vorlesung erscheine ich ohne Papier und ohne Stift; ich verschlafe wichtige Termine; ganz von meiner Aggressivität abgesehen, mit der ich reagiere, sobald während des Lernens das Telefon klingelt, Maggy in den Flur schifft und C. fragt, was ich essen will. Und natürlich darf der obligatorische Heul-Flash nicht fehlen.) sind unterschiedlich, allesamt aber verständnisvoll, sensibel und mit dem ein oder anderen Rat gespickt.




Telefonat mit T.

L. mein Ruhepol und Auspowerer ,,,,
"Chill mal." (Aha. Wie mach ich das?)


"Hör Musik, komm runter. Gib dem Lernen nicht den ganzen Raum." (Schnappatmung. Aaaaaaaber....)


"Geh ins Bett und träume. Träume von der Ostsee. Wie Du, in einer Windjacke, im Strandkorb sitzt, und einfach nur den Wellen zuhörst." (Sofort habe ich dieses eine Bild vor Augen, als ich mit 15 mit meinem Onkel und meinem Cousin unbedingt an den Strand wollte. Das Wetter war scheiße, aber Ostseekinder stört das nicht. Es herrschte Sturm, die Ostsee war in ihrem Element, und in Mukran stand auf dem weitläufigen Sand nur ein einziger Strandkorb. In den quetschten wir uns. Während ich dieses Bild vor meinem inneren Augen habe und Bärbel wie ein Traktor schnurrt, spüre ich den beißenden Wind, wie sich die Jacke aufbläst und das Wasser der Ostseewellen an meine Wangen spritzt.)

Es klappt.
(Schaukeln, Rutschen und Trampolin springen sind auch nur zu empfehlen.)

... und Rutschen-Animatöööör.











Das Bild dreht sich nicht. Ich hab keine Lust, dem jetzt auf den Grund zu gehen. Das ist jedenfalls Maggy, wie sie mir beim schweißtreibenden Lernen zusieht.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Abfindung

Das hat System.

Kaum wage ich es, den Gedanken zu denken: "So, wie es gerade ist, kann's bleiben", passiert irgendwas. Meist ist es was von ganz großer Bedeutung, von Allmacht, etwas, das mir unendlich Energie kostet.

Eine mir verdammt nahe stehende Person schrieb mir gestern, sie habe eine Diagnose einer Krankheit erhalten, deren Unumstößlichkeit, deren Unausweichlichkeit mir bewusst wurde, Zehntelsekunden, bevor ich den Satz fertig gelesen hatte. Scheiß Endgültigkeit.
Klar weiß ich, dass wir alle irgendwann sterben müssen, aber das ist eine Wahrheit der Art, mit der man sich erst dann auseinandersetzt, wenn sie demonstrativ vor einem steht und dann ist die erste Reaktion: Dementi. Widerspruch. Weglaufen. Nachricht nochmal lesen, geschriebene Worte von oben und unten beschauen, nach links und rechts drehen, Kopf schütteln in der Hoffnung, dass sich damit die Gedanken wieder ordnen und die Geistesfähigkeit wieder einrastet.
Nichts dergleichen.
Auch nach dem dritten Tränensturzbach und dem wiederholten Wiederholen der Worte, die mit "Biggi, ich muss Dir was Trauriges erzählen" einsetzten, endete der Satz mit der gleichen Erkenntnis: Leben. Du bist eine Sau. Innerhalb von 2 Jahren habe ich nun schon 5 Menschen verloren, 5 Hiobsbotschaften erhalten und ich finde, langsam kannst Du mir glauben, dass ich das mit dem Sterben kapiert habe. 

Dazu gesellen sich die pseudo-blasphemischen Fragen nach dem Gott (an den ich nicht glaube, den ich dann aber doch in solchen Situationen immer zurate ziehe), der offenbar betrunken war, als er die verschiedenen Schicksale auf die Menschen verteilte; während die einen aus dem Päckchen-(bisweilen sind es ja ganze Pakete)-tragen nicht mehr rauskommen, leben andere ungeschoren, unreflektiert und zwischen rosa Wolken ihr noch rosaneres Leben. - Ja. Bei mir stellt sich gerade ein sehr irrationales Denken ein. Ein Das-ist-so-verdammt-unfair- und Warum-immer-ich-Denken.

Ich find ja ganz nett, und ich fühl mich auch ziemlich geehrt, dass das Leben mir das alles zutraut, dass ich offenbar so stark wirke, dass man mir alles um die Ohren hauen und mich allem aussetzen kann, was es in der Schatz(?)kiste des weltlichen Daseins so rauszukramen gibt. Aber irgendwann is' auch mal gut. Da draußen warten noch ganz viele, die auch Erfahrungen machen wollen. Ich würd meine aktuellen Probleme gerade gern auf sowas wie versalzene Kartoffeln, Schuhe kaufen und "Die neue Karnikel-Züchtung nimmt so wahnsinnig viel Zeit in Anspruch" reduzieren. Nun denn.


Mittwoch, 27. Juni 2012

Briefe an einen Historiker

Vorlesung zum Kalten Krieg. 17. Juni 1953.

Ich habe selten solche Flashs, in denen mir bewusst wird, dass ich ein DDR-Kind bin, ein von der DDR sozialisiertes Kind. Ein Kind von DDR-Eltern bzw. Großeltern, die mit dem Mauerfall ihr Leben nicht zum BRD-Sympathisanten umpolten und ihre eigene Erziehung, ihre eigenen Werte spontan vergaßen.

In der heutigen Vorlesung erinnerte ich mich an einen Mail-Schriftwechsel mit einem mir bekannten Historiker. Mit dem habe ich stundenlang philosophiert, v.a. über die Frage der Identität, die in meinen Augen unausweichlich mit Geschichte verknüpft ist (was in der Schule irgendwie wenig Beachtung findet....). Ich erinnerte mich an mein Geschichtsprojekt, das ich in den ersten Wochen in Brünn 2010 umsetzen wollte. Neben der Sprachbarriere, was unweigerlich zur Reduzierung von geschichtlicher Komplexität führte und außerdem mein schauspielerisches Darstellen auf eine wirklich harte Probe stellte, ereilte mich noch etwas völlig anderes. Und die Sau überraschte mich.

@ck
[...] Wie Dir nicht entgangen sein dürfte, jährt sich die deutsche Einheit übermorgen. Und auch hier in CZ werde ich damit regelmäßig konfrontiert; so regelmäßig, dass ich das mit meiner Projektklasse ab nächster Woche mal angehen werde. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass das so schwer wird. Ich habe hier einen Film (der über das Wunder von LE, hat sogar irgendeinen Filmpreis bekommen) und habe mir den angesehen, in Szenen unterteilt und versucht, diese in einfachstem Deutsch wiederzugeben für meine Schülerchens. Das ist natürlich die erste Hürde.
Viel "hürdiger" ist jedoch der Umstand, dass ich mich erneut mit einem Part meiner Vergangenheit - einer sehr passiven, zugegeben - auseinandersetzen muss. Es fällt mir, erneut, schwer, diese Bilder zu sehen: Dass Menschen zusammengeschlagen wurden ... weder Meinungs- noch Pressefreiheit vor nicht mal 20 Jahren vor meiner Haustür! Politische Inhaftierungen, Menschen auseinandergerissen und der ganz offizielle Befehl, sie zu zersetzen, sie zu zerstören. Ich sehe das und habe Schwierigkeiten zu erkennen, dass das ein Teil (Geschichte) von mir, meiner Sozialisation und meiner Familie ist. Ich kann dem nicht entfliehen und muss die Fragen zulassen. (Meine Eltern haben jegliche Versuche meiner Schwester und mir, sich mit der DDR auseinanderzusetzen, im Keime erstickt. Meine Schwester hat, sobald von meinen Eltern irgendwas in die Richtung wie "Wessi" oder "Das gab es früher nicht, das war früher besser", den Tisch / den Raum verlassen, und ja dann - hat sie es richtig gemacht? - auch den Osten verlassen und hat sich in den Westen begeben. Meine Frage, nach dem obligatorischen (?) Besuch in einem Stasiknast in Rostock, bei dem ich erfahren habe, dass die Häftlinge, wenn sie nicht gestehen oder die Version der Stasi nicht zugeben wollten, in "Betonverliese" gesperrt wurden oder in einen Kreis aus Mehl gestellt wurden und es sofort bemerkt werden konnte, wenn sie diesen verließen, "was denn das für ein Staat ist, der solche Methoden braucht, um seine ach so tolle kommunistische Idee umzusetzen", wurde beantwortet mit "Das gibt es heute auch". - Ich glaube, diese Paranoia lebt in meinen Eltern bis heute....). - Ich kann vor den tschechischen Schülern von diesem Ereignis nicht sprechen wie von einem historischen Thema, das mich nichts angeht. Mit dieser intensiven Beschäftigung merke ich, dass es mich eben doch etwas angeht. Ich kann aber darauf wenig reagieren, habe wenig Argumente, wenig Antworten. Kann in dem Zusammenhang von Verantwortung gesprochen werden?
Es ist krass: Über die DDR zu reden vor den Schülern bedeutet, von der DDR als Diktatur zu reden. Meine "Heimat" - eine Diktatur? Ein Staat  - besser: ein Gebilde von alternden Herren mit Hornbrillen (wohl der einzige Unterschied zum NS-Staat, dass in der DDR ganz offiziell mehrere ältere Herren am Ruder waren), welches sich verantwortlich zeichnet für zerrüttete Familien, tausende Tote (Selbstmord, Flüchtlinge), IMs, missbrauchte Vertrauensverhältnisse. - Verstehst Du, womit ich ein Problem habe? Ein Stück meiner Vergangenheit, Gott sei Dank nur 4 Jahre, gehören einer Diktatur an, und es ist so schwer, dieses Wort zu nutzen im Zusammenhang mit meinem Leben."

Montag, 25. Juni 2012

Strom

Hm. 


Ich war irgendwie den ganzen Tag unterwegs, so wie ich seit zwei Wochen kaum einen Abend oder eine Nacht zuhause verbringe, geschweige denn den Tag. So viel los, so viel Input. Quasi Reizüberflutung. Ich will das ja auch so. Ich will Menschen um mich haben, ich will Dinge erledigen und erleben, allein wegen des "Gut so, Biggi!"-Gefühls am Ende des Tages. 
Bis heute hat das auch wunderbar geklappt. Nachdem mir gestern klar wurde, dass der heutige Tag 12 Stunden umfasst und sich meine Kommunikation mit Freunden auf "Sorry, dass ich so kurz angebunden bin. - Ja - Nein. Ciao!" begrenzte und ich manchen Fragen gar nicht mehr folgen konnte, habe ich mir fest vorgenommen, zusammen mit dem Tasche-in-die-Ecke-feuern auch den Alltag abzulegen und mich auszuruhen. Irgendein Idiot - Ich vermute, ich war's - brüllte dann ziemlich vernehmlich: "Ey, aber Du hast doch noch Zeit, mit dem Lernen für Deine mündliche Prüfung anzufangen." Leider konnte ich diese Stimme nicht ignorieren .... 2 Stunden habe ich es also leisegelernt, dieses Pflichtbewusstsein. 
Dann setzte ich mich samt Kippe auf mein Sofa vor meinen TV und ....
das Pflichtbewusstsein ratterte weiter. Und weil ich es so verdammt gut kenne, wusste ich, dass ich es nur still kriege, indem ich etwas von meiner inneren To-Do-Liste abarbeite. 


Gesagtgetan. Und um zu vermeiden, dass es weiter ruft und Neues von mir verlangt, an diesem Montagabend, habe ich, so ganz vorbildlich, beschlossen, mich mir zu widmen und den Strom niederzuschreiben, unter dem ich gerade stehe.


Nach Hause kommen finde ich aktuell auch alles andere als reizvoll. Ich lebe auf einer Baustelle. In meinem Flur herrschen schätzungsweise 50 Grad wegen dieses Ganzkörperföns, der die Reste des Wasserschadens vom Mai beseitigen soll. In meiner Wohnung gehen dicke und unangenehme Bauarbeiter und Hausverwalter ein und aus, die der Mär erlegen sind, Studenten sind immer da und haben immer Zeit. Die können wahlweise morgens um 7, mittags um 1 oder nachmittags um 16:30 strammstehen, und das total spontan. Im Idealfall betrifft das den präzisen Zeitraum 7 - 18 Uhr. 
Morgen also kommt Herr L., der Hausverwalter, in unsere Wohnung; wir sind beide nicht da und mussten unseren Schlüssel bei einem Nachbarn deponieren. Mit dem Wasserschaden haben wir quasi unsere Intimsphäre aus der Bude gespült. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mir das mit dem Erwachsenwerden nochmal überlegt....


Neben Referatenmündlichenprüfungenbabysittenundbürokram ist dann da noch mein neuer alter Studentenjob in dem hiesigen Ticket- und Veranstaltungsdingsbums. Die Kollegen sind genial (Sie nehmen meine Veränderung wahr, wundern sich, wo die ernste und spießige B. von vor 2 Jahren geblieben ist. Als dann P. meinte "Du wolltest damals immer gleich nach Hause" war ich echt schockiert von dieser B., die ich angeblich mal gewesen sein soll), das Arbeitsklima auch. Über Kunden, die mich als Schlampe bezeichnen oder hübsche, junge Männer, die mich wahlweise zu Udo Jürgens oder Roland Kaiser einladen wollen, lässt sich so grundsätzlich streiten, liefern mir aber zumindest regelmäßige Lacher und Anekdoten. 


Irgendwo dazwischen stecke dann doch auch noch ich. 
Ich habe da so eine ganz wunderbare Freundin, die in mir Ambivalenteres nicht auslösen könnte: Sie schlägt mich und sie küsst mich. Sie sagt mir in aller Ehrlichkeit und unumwunden, was sie denkt. Von dem, was ich schreibe, was ich sage, wie ich bin, wie sie mich empfindet. Sie sagt mir das auf den Kopf zu. Aber was sie da sagt, stimmt. Es ist ehrlich. Was sie da sagt, zeigt mir, dass sie mich kennt, dass sie sich mit mir auseinandersetzt und dass sie mir, auf ihre Weise, helfen will. Und: Sie hilft tatsächlich. 


Aktuelle Lektion: Die mehrdimensionale Biggi. - Theorie.
" Die ausgeflippte Sonnenscheinbiggi angelt sich Kerle, die eigentlich anderen gehören. Also solang du dein ausgeflipptes Sonnenscheinimage pflegst, kannst du alles haben. Aber was ist mit den anderen Biggis, die in dir stecken? Welche Erfolgserlebnisse hast du mit denen? Welche Kerle lassen ihre Freundin stehen, für die ruhige, nachdenkliche Biggi? [...]  Und dann denk ich an die biggi, die aus tschechien wiederkam und dort auch massenhaft kerle hatte, aber damit alles andere als glücklich war. Du bist die Jägerin auf der Jagd und diesen Status kannst du nur unter aufbringung großer Kräfte halten. Nur die quirlige Sonnenbiggi ist da unterwegs. Und dann les ich: ich will nicht mehr die Sonnenbiggi sein, will auch mal die nachdenkliche Biggi sein. Und da zähl ich  dann eben eins zu eins zusammen und will dir meine beobachtungen mitteilen. Weil ich denke, dass du in all der Partylaune übersiehst, dass du dich selber aushöhlst und betrügst."


Als ich gestern mit J. diese Nachricht las, musste ich gegen die Wirkung ihrer Worte stark ankämpfen. Im Kino bei "Dein Weg" kullerten die Tränchen sicher nicht nur wegen des grandiosen und berührenden Films .... v.a. wahrscheinlich wegen der Wahrheit der Worte, die diese wunderbare Freundin da so treffend mir um die Ohren gehauen hatte.


Aktuelle Lektion: Die mehrdimensionale Biggi - Praxis.


Kaum, dass ich da was Neues gelernt hatte (oder es vielleicht auch vorher schon wusste, nur nicht so richtig in die Tat umsetzen wollte), bot sich mir die perfekte Gelegenheit, das auch gleich mal anzuwenden. F., Du mögest mir verzeihen, dass Du mein Auserwählter warst, an dem es galt, das Exempel zu statuieren. 


"weeste, das hat jetzt nichts mit liebe oder irgendnem verklärten romantik-gelaber zu tun. aber ich hab derzeit wenig lust, mich als die sexy biggi zu geben (die rolle einzunehmen), mit viel energie und unstillbarer lust nach sex, schönem körper und ohnehin endlos perfekt. ich bin gerade mehr so die gestresste biggi, die in der tat ihre mitte sucht und mit ihrem leben schon so ausgefüllt ist, dass mich die "sex-rolle" nur auslaugt. will sagen: klar sehn ich mich nach nähe und sex und so ... (manchmal), aber das mit einem mann, der alle seiten von mir sehen will. ich red da jetzt immer noch nicht von liebe, aber ich will nicht auf das eine reduziert werden. wenn du verstehst. sorry für den langen lex, ich hatte das gefühl, das mal sagen zu müssen. (ich weiß, dass es geht...so eine "mehrdimensionale" konstellation)"


Ham wer uffjeräumt für heute.
Herrje, war das wieder intim. 




Susi, Dich vermiss ich heut am allermeisten.