oder: Warum Bärbel schnurrt, wenn ich ihr Axel Bosse vorsinge.
Die letzte Woche brachte folgende Erkenntnis mit sich: Kindergeburtstag kann ich besser als Nachkriegsgeschichte.
Am letzten Donnerstag also besagte Prüfung in "Asymmetrisch verflochtener Nachkriegsgeschichte" (Igitt). Die Zeit bis zum vermeintlichen Höhepunkt meiner akademische Karriere verbrachte ich in Js. Wohnung, in meiner tummelten sich dicke Männer und schütteten Krümelkram in den Flur. Ich lenkte mich mit Lockenwickler-in-die-Haare-drehen und Fingernägel-lackieren ab, und führte im Hintergrund ein- und denselben Monolog in Dauerschleife: "Ich könnte ja noch ein bisschen lernen, ich hab ja noch Zeit und die Unterlagen sind ja auch direkt neben mir, aber ich bin viel zu unkonzentriert, ich bin viel zu aufgeregt, ich dreh die Lockenwickler auf die Finger und schmier den roten Nagellack auf die Ha... Aber ich könnte ja noch mal reinschauen in die Unterlagen..."
Und eh ich mich's versah, saß ich dem PD B. gegenüber und der eröffnete die Prüfung mit einem Dauergrinsen und unbändiger Freude ob der Tatsache, dass ich nun in einem eher germanistischen Thema geprüft werden solle, Peter Huchel und die Zeitschrift Sinn und Form. Der Protokolleur (Protokollant. So viel zu meinem Germanistik-Potenzial) Prof. Dr. Geee(punkt) setzte denn auch gleich ein mit einem biografischen Schwenk in sein eigenes Studienleben und dass er ja persönlich mit meinem Prüfungsthema verbunden sei ... und ... eigentlich ist ja dieser persönliche Bezug sehr wichtig, aber sollte es da nicht eher um mich gehen? Was der ganze Kram mit mir zu tun hatte, war klar: Bitte ganz schnell hinter mich bringen und nicht zu blamabel, und bauen Se ma nich so 'nen Druck auf von wegen persönliche Leidenschaft Huchel. Pluspunkte hat's mir nicht gebracht.
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Erster Teil: Allgemeines. Was ist Kalter Krieg. Ich dachte, dass ich das weiß. Und da ich so diffus in Erinnerung hatte, dass es in der Vorlesung bzw. im Seminar um die Nachkriegsgeschichte Deutschlands gehen sollte (Warum also in der Prüfung dann nicht auch?), war ich einigermaßen überrascht, als der Prüfer Antworten aus höheren Sphären, tieferen Kontexten und globalen Zusammenhängen hören wollte. Nachdem ich relativ schnell merkte, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, ruderte und schließlich gestikulierte (die Begriffe "Trennung" und "Einheit" lassen sich ganz wunderbar mit Händen und Füßen darstellen), lautete die neue Strategie: Assoziieren. Ich erzählte ihm alles, was ich dazu wusste, zitierte Autoren und verwies immer wieder darauf, dass ich seine Literaturhinweise in der Vorlesung ganz genau gelesen hatte. Den Mann beeindruckte das nicht im geringsten. Er kam immer wieder darauf zurück, dass er auf diese eine Frage eine Antwort noch nicht gehört hatte, und leider war in meinem Gestammel nirgendwo die Wortkombination zu finden, die er in seiner inneren "Was ich als richtig gelten lasse"-Liste notiert hatte und bedauerlicherweise nicht abhaken konnte. Das sind dann wohl die Leerstellen, von denen er in der Auswertung am Ende der Prüfung immer wieder sprach. Irgendwann sagte ich dann, dass ich auf dem Schlauch stehen würde (dass mir die verschiedenen Definitionen von "Kalter Krieg" völlig fremd waren und ich mir ziemlich sicher bin, das bei ihm nie behandelt zu haben, habe ich meiner Taktik entsprechend nicht erwähnt. Genauso wie den Fakt, dass ich auf die Frage, was die gesamtdeutsche Bedeutung der Zeitschrift Sinn und Form sei, alle 3 Worte "Einheit", "Sprache und Kultur als Einheit" einflocht; meiner Eloquenz war's nicht zuträglich, aber ich hatte die Hoffnung, dass das meine Antwort der Lösung näher brachte. In der Auswertung bemängelte B., den Tränen nahe, dass ich nirgendwo von der "geistigen Einheit" gesprochen hatte.)
Der Inquisition gleich wurde ich kurz vor die Tür geschickt, nach einer gefühlten Ewigkeit wieder hereingebeten und sah auf dem Protokoll kopfüber "27". (27? Punkte? Von was? Von 100? ... Eijeijei!) Mit bedeutungsschwerer Stimme verkündete mir B. die Note 2,7 und sprach - mit Leidensmiene - von vielen Leerstellen. Während dieser 5,75 Minuten Auswertung beschlich mich das Gefühl, meinen Dozenten trösten zu müssen. Er schien enttäuschter als ich und legte mir, diskret, eine Wiederholung ans Herz. Das lehnte ich aber - mit unverhohlen gezeigter Abscheu - entschieden ab.
Denn meine neue berufliche, und wesentlich vielversprechendere, Perspektive offerierte sich mir gestern.
Hamburger Abendblatt, 28.04.2009 |
Motto: Pippi-Langstrumpf-Party
Setting: 8 Kinder. Davon 1 Junge.
S., Marthas Mutter, hatte schon Wochen vorher mit mir Ideen via Mail ausgetauscht und ich kam mir dabei so unglaublich wichtig und mit pädagogisch-kreativem Potenzial ausgestattet vor. Wer mich kennt, weiß, dass ich Kinder immer nur in Dosen (Hah! Böse ...) ertragen kann und regelmäßig zynisch frage, ob denn das Balg, das in der Straßenbahn so rumhümpft, dass die ganze Bahn bebt, nun wirklich das Glück dieser Erde sein soll. Das Ergebnis nach dem gestrigen Kinderevent ist dennoch nahezu das Gleiche: Nach 4 Stunden Dauerbespaßung war ich so fertig, dass das eine Glas Sekt die Wirkung einer ganzen Flasche erfüllte. Permanentes: "Ich will jetzt nicht malen. Ich will mit Pinsel malen. Ich muss mal - wischt Du mir den Po ab? Ich mag die Schokolade nicht. Ich will nicht trinken. Biggi, sag Klara, dass sie nicht in mein Haus darf! Aaaaaaaah. Maya hat mich gehauen! Und Du willst wirklich nicht mitspielen? Möchtest Du ein Eis? Möchtest Du, dass ich mit Dir dort hinten Fußball spiele? Wie jetzt, Dein Piratenkostüm? Wo soll ich denn Dein Piratenkostüm herkriegen? Die Lilly, die hat Angst, die fährt wieder heim; letztes Jahr hatte sie 'ne aufgeschnittene Lippe nach Marthas Geburtstag."
Angefangen hatte alles mit: Die Kinder versammeln sich um Biggi und Biggi liest eine Geschichte vor. Resi saß in meinem Schoß, rechts von mir Klara, die mir nicht zuhörte, mich dafür aber mit ihren rehbraunen Auge gebannt anstarrte, links von mir Oda (was ein Name! Aber der Vater war hübsch und offensichtlicher Anhänger der Goth-Szene), die immer an meiner Strumpfhose zog, weil sie so eine Angst hatte vor den Gespenstern in der Geschichte.
Gegen 19 Uhr legte dann C., Marthas Papa und wirklicher Grill-Profi, mit dem Grillen los und Marthas Mutter meinte, ich hätte mir einen Sekt verdient. Und dann noch eins. Marthas Oma wurde immer aufgeweckter und erzählte mit mir, später fand ich mich in den Armen von Marek (Mark?) wieder für ein Gruppenfoto, und immer wieder kamen neue Leute in losen Abständen hinzu, denen ich entweder erklären musste, wer ich bin, oder die mich sofort mit den Worten "Ach, Sie sind die legendäre Babysitterin?" einzuordnen wussten. Als Marthas Oma dann auch noch mit einem Bier für mich wieder ankam, merkte ich, dass ich mit einer leichten Tendenz zum Betrunkenwerden sinnvollerweise den Heimweg antreten sollte, bevor das Kindermädchen (hat doch sicher auch irgendeine Vorbildfunktion, oder?) mit dem Lallen anfängt, als sich Armin vor mir aufbaute und fragte, ob man mich buchen könne. (Mich buchen? ... Wofür?) Klara hätte im September Geburtstag und offenbar kann ich gut mit kleinen Rackern, und damit ich nicht all zu viel Anstrengung ausgesetzt bin, bleibt zumindest die Anzahl der .... süßen, drolligen, pflegeleichten und anspruchslosen ... [äh.] Kids die gleiche: 8.
Hihi, ach ja die Prüfung. Immerhin weißt du, wer Kafka ist *hust*. Und ich denke auch, dass du angesichts dieser karrieregefährdenden, gerade-so-durch-2,7 UNBEDINGT wiederholen solltest. Sowas kann man sich als Geisteswissenschaftler einfach nicht leisten, da wir ja sowieso alle keine Hobbys haben sollten!
AntwortenLöschenIch werd das dem Brunner nochmal nahelegen. Ideal fänd ich, wenn ich die Themen diesmal vorgeben könnte. Ich kann ihm immer noch sagen, wann die Bundeswehr gegründet wurde und wie viel Prozent die SBZ bei den Demontagen verloren hat. Aber dat wollte der ja nicht wissen, der Kleinliche.
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