Donnerstag, 12. Juli 2012

Strandkorb

Bibi
Ich wollte über Angst schreiben. Über meine Angst vor der Prüfung. Wobei ich, genau betrachtet, gar keine Angst vor der Prüfung habe. Präziser ist es die Angst vor dem Versagen. Und noch sehr viel präziser und dabei des Pudels Kern treffend, ist es die Angst, meinen eigenen Maßstäben nicht gerecht zu werden. Und diese wiederum umfassen ein diffuses Alles. (Bärbel, unter der Bettdecke und unter meinem Po, beißt mir, während ich diesen Satz schreibe, in eben diesen. Das ist wohl ihre Art, mir zu verstehen zu geben, was sie von meinem inneren Feind hält.) Selbst zur Arbeit nehme ich irgendeinen Hefter oder Buch mit, das zumindest mein schlechtes Gewissen beruhigt. Das ist dann aber auch schon alles. Je mehr ich lerne, umso weniger kann ich mich loben für das bereits Geschaffte; im Gegenteil wird dieses "Das musst Du Dir nochmal angucken. - Das hast Du noch nicht genug gemacht. - Und was ist, wenn er nach Adenauers Taufpaten fragt?" lauter, je mehr ich gelernt habe.
Aber ich wollte ja gar nicht darüber schreiben.

*
Die Reaktionen von außen ob meiner verwirrten Erscheinung (Ich vergesse meine Arbeitsunterlagen und gebe falsche Auskünfte; zur Vorlesung erscheine ich ohne Papier und ohne Stift; ich verschlafe wichtige Termine; ganz von meiner Aggressivität abgesehen, mit der ich reagiere, sobald während des Lernens das Telefon klingelt, Maggy in den Flur schifft und C. fragt, was ich essen will. Und natürlich darf der obligatorische Heul-Flash nicht fehlen.) sind unterschiedlich, allesamt aber verständnisvoll, sensibel und mit dem ein oder anderen Rat gespickt.




Telefonat mit T.

L. mein Ruhepol und Auspowerer ,,,,
"Chill mal." (Aha. Wie mach ich das?)


"Hör Musik, komm runter. Gib dem Lernen nicht den ganzen Raum." (Schnappatmung. Aaaaaaaber....)


"Geh ins Bett und träume. Träume von der Ostsee. Wie Du, in einer Windjacke, im Strandkorb sitzt, und einfach nur den Wellen zuhörst." (Sofort habe ich dieses eine Bild vor Augen, als ich mit 15 mit meinem Onkel und meinem Cousin unbedingt an den Strand wollte. Das Wetter war scheiße, aber Ostseekinder stört das nicht. Es herrschte Sturm, die Ostsee war in ihrem Element, und in Mukran stand auf dem weitläufigen Sand nur ein einziger Strandkorb. In den quetschten wir uns. Während ich dieses Bild vor meinem inneren Augen habe und Bärbel wie ein Traktor schnurrt, spüre ich den beißenden Wind, wie sich die Jacke aufbläst und das Wasser der Ostseewellen an meine Wangen spritzt.)

Es klappt.
(Schaukeln, Rutschen und Trampolin springen sind auch nur zu empfehlen.)

... und Rutschen-Animatöööör.











Das Bild dreht sich nicht. Ich hab keine Lust, dem jetzt auf den Grund zu gehen. Das ist jedenfalls Maggy, wie sie mir beim schweißtreibenden Lernen zusieht.

1 Kommentar:

  1. Sehr nachvollziehbar...mich hätte noch eine genauere Ausführung zu den "eigenen Maßstäben gerecht werden" interessiert...

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