Mittwoch, 7. März 2012

The difference takes it all

"alle meine männer sind meine väter. egal wie scheiße sie mich behandeln, ich hechele ihnen hinterher und will ihnen beweisen, dass ich eine gute tochter bin, dass sie mich nicht schlagen brauchen, dass sie irgendwann sicher etwas an mir finden, das liebenswert ist. und selbst, wenn sie mich schlagen, sage ich noch "sicher, ihr habt allen grund dazu"."

Diese Erkenntnis traf mich heute Nacht mit aller Wucht. Sie überraschte mich nicht wirklich; ich glaube, mein Unterbewusstsein wusste lange vor mir, was mich antreibt, vielleicht sogar, was mich zusammenhält. Diese Erkenntnis ereilte mich bei einem Glas Sherry, aus dem dann eine Flasche wurde und die weitaus erfreulichere Erkenntnis Einzug hielt, einen im Tee zu haben. Im Vergleich zu meiner tiefen Traurigkeit und Verletztheit war das das geringere Übel.

Es dreht sich noch immer um A. Ich glaube, an ihm ein Exempel zu statuieren. Ich glaube, an ihm mir so unendlich oft zu begegnen. (Wenn ich könnt', flög ich davon ... )

Nachdem ich in der letzten Woche meinem eignen Trugschluss erfolgreich aufgesessen war, souverän und stark zu sein, Spielchen spielen zu können, um auf meinem Prinzessinnen-Thron zu verharren, erkannte ich heute Nacht mit aller Deutlichkeit, dass die alten Muster und Denkweisen in mir noch überwiegen, dass das Prinzessinnen-Thron-Bild durchaus eine Metapher ist, die ich als erstrebenswert betrachte, die ich mir aber noch nicht zueigen machen kann.
Maximal so:
Insbesondere gestern wurde mir deutlich, dass ich aus mind. 2 Biggis bestehe - die erwachsene, reife Biggi, gereift durch Therapie, Selbstreflexion und steter Selbstbewusstwerdung (Ich liebe die deutsche Sprache, weil sie mir das Bauen von Komposita ohne Ende ermöglicht!), die die kleine Biggi beobachtet. Vor allem dabei beobachtet, wie sie immer wieder in ihre alten Muster zurückschlüpft, das kleine Mackenmädchen ganz konsequent und mit masochistischer Leidenschaft Energien investiert in einen Mann, der sie nicht will, den sie nicht haben kann, der sie nicht wahrnimmt, der sie verstößt, der sie nicht achtet.
Die erwachsene Biggi sitzt auf dem Thron - gekrönt mit Erfahrungen, mit den Erinnerungen und Erkenntnissen aus dem Jahr 2011, mit dem Satz "Ja, ich habe mich mit eigener Kraft aus meiner Depression herausgeholt" und sieht die kleine Biggi, wie sie versucht, A. anzurufen, wie sie alles gibt und er alles nimmt, und die große Biggi konstatiert, dass es sich dabei schon längst nicht mehr um A. als solchen handelt, sondern um den Mann dieser Art, der Mann, der sich rar macht, der sich darauf ausruhen kann, dass ich ja schon machen, ja schon geben werde.
Ich kann die Verbindung zwischen der erwachsenen und der Mackenmädchen-Biggi noch nicht herstellen, ich kann beide noch nicht miteinander verbinden. Ich, als die Erwachsene, sehe der Kleinen dabei zu, wie sie weiß, dass sie A. anrufen wird, wie sie bewusst das Risiko eingeht, sich eine blutige Nase zu holen, und ich, die Erwachsene, weiß genau, dass es offensichtlich noch einige dieser Erfahrungen bedarf, bis insbesondere die Kleine keine Lust mehr darauf hat, sich an dieser Art Mann eigentlich an ihrem Vater abzuarbeiten.

Also habe ich heute einfach erneut gelitten; nach der vorletzten Woche dachte ich nicht, dass mir das erneut passieren würde. Das Neue - and there's the difference - ich durchlebe die Trauer, ich lasse das Weinen zu, ich leide bewusster. Ich erlebe mich in dieser Phase der Schwäche erneut als relativ stark. Der Thron, auf dem die erwachsene Biggi sitzt, macht es möglich, die Kleine zu beobachten, ihr Verständnis entgegenzubringen, sie mild (evtl. auch ein wenig überheblich anzulächeln, so wie Erwachsene das meist tun, deren einziges Argument ihr Alter ist :)) anzuschauen mit der Gewissheit, dass das irgendwann halt doch alles Sinn ergeben und mindestens Erkenntnisse geben wird.




Bspw. Meine Hyazinthe blüht. Heute Nacht, genau heute Nacht (!), sind ihre Blüten aufgesprungen und verteilen in meinem Zimmer, i.e. in der ganzen Wohnung einen wunderbaren Duft nach Frühling. 





Danke - an St. und S. für die telefonische und anderweitig fernmündliche Betreuung heute Nacht. Dass Ihr für mich da seid, mich nicht verurteilt und über mich lachen könnt. Danke Sö. und J. und Su. Irgendwann werd ich Euch ein Lied widmen! :)

Und nun ist Schluss. Tschüs, A. P.! Ihr seid meine Zeugen: Ich ziehe hier jetzt offiziell einen
Schluss _______________________

4 Kommentare:

  1. Hey Süße, ich bin stolz auf dich. Du versuchst nicht dem Ganzen auszuweichen, sondern konfrontierst dich mit ihm. Dass du deine Gefühle so haarklein analysieren kannst und begreifst, was in dir abläuft, ist schon ein riesen Schritt. Auch wenn du schwach bist, bist du noch ganz stark. :-*

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  2. Was is'n Komposita? :-) Ich finde es toll, wie du dich mit dir selbst auseinandersetzt. Die meisten laufen doch nur vor sich selbst davon. Ich bin auch eine lange Zeit vor mir selbst davongelaufen und es hat mir nicht gut getan. Aber ich schweife ab.

    Es schmerzt, wenn man jemanden sein ganzes Herzblut ausschüttet und spürt, das das Gegenüber nur in sich selbst gefangen und nicht reif für ein Miteinander ist. Es gibt viele A. und es gibt viele A. Aber auch einige wenige A.

    Nichtsdestotrotz, durch meine Erfahrungen denke ich, dass du schon erheblich weiter bist als viele neben dir. Weiterhin denke ich, was man sich bewusst macht, kann man viel leichter loslassen. Etwas, wovor man davonläuft, bleibt immer an einem kleben...

    LG, Thomas

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  3. Danke für Eure Kommentare, Eure Hinweise, aber v.a. für Euer Lob, Eure Anerkennung. Dass ich diese mir selbst geben kann, wird wohl noch eine Weile dauern. Gut, dass Ihr da schon mal was erkannt habt :)

    Achso, was ja mal voll geil ist: Ich habe Leser aus Russland und den Staaten^^ (Tsälebräschn!)

    PS.: Komposita, Kompositum: Da kann man im Deutschen ganz viele Wörter aneinanderreihen, was so nur in der deutsche Sprache möglich ist - bspw. zitronengelb, Polizeiautoblaulicht oder, das Non-plus-Ultra Donaudampfschiffahrtsgesellschaft

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  4. Ah, das kenne ich: Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmützenhalternagelvorrichtungswerkzeugschleifermaschinenschraube ... :-))))))

    Verschachtelung von Objekten, ein System wird bis in den atomaren Bereich hin beschrieben. Alles so schön bunt, hui :-)))

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